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Blogbeiträge danyalacarte Der Duft von Marienkäfern wird gelöscht

Warum ich mein persönlichstes Buch nicht länger verkaufen werde

9. April 2025

Es gibt Geschichten, die schreibt man, weil sie einen nicht mehr loslassen. Und es gibt Geschichten, die schreibt man, damit man loslassen kann.
„Der Duft von Marienkäfern“ war für mich beides.

Heute schreibe ich diesen Beitrag mit einem bittersüßen Gefühl. Denn ich habe beschlossen, mein autobiografisches Buch nicht weiter anzubieten, sobald die letzten gedruckten Exemplare verkauft sind.
In diesem Beitrag möchte ich dir erklären, warum ich diese Entscheidung getroffen habe.

Der Anfang einer Reise

„Der Duft von Marienkäfern“ war für mich nie „nur ein Buch“. Es war ein Befreiungsschlag, ein Überlebensanker, ein Schrei nach Gehör.
Ich habe in dieser Geschichte meine eigene Vergangenheit verarbeitet – offen, ehrlich, schmerzhaft. Ich habe meine Erfahrungen mit Depression, mit emotionalen Abgründen, aber auch mit Hoffnung und Heilung geteilt.

Viele, die das Buch gelesen haben, wussten nicht, dass es sich um eine autobiografische Geschichte handelt. Und doch haben sie gespürt, wie echt es ist. Wie nah. Wie tief.

Für Betroffene war es oft ein Trost. Ein „Ich bin nicht allein“.
Für Angehörige war es ein Einblick in eine Welt, die man von außen kaum verstehen kann.

Ich habe Nachrichten bekommen, in denen mir Menschen geschrieben haben, dass sie sich zum ersten Mal verstanden fühlten. Dass sie sich durch meine Worte getraut haben, Hilfe zu suchen.
Dass sie plötzlich mit ihren Liebsten über Dinge sprechen konnten, über die vorher nur Schweigen lag. Und ich habe Nachrichten von Angehörigen erhalten, die ihre Freundin, ihre Mama, wem auch immer nun ein bisschen besser verstehen konnten.

Diese Nachrichten haben mich tief bewegt. Und sie zeigen mir, dass es richtig war, dieses Buch zu veröffentlichen. Denn genau das war der Gedanke, der Wunsch dahinter.

Doch was passiert, wenn Heilung weitergeht?

Ich selbst bin nun seit vielen Jahren „geheilt“. Warum Anführungsstriche? Weil meine Depression für mich nicht nur eine Krankheit war. Als ich verstanden habe, was meine Depression für mich war und wofür sie da war, habe ich es nicht mehr als Krankheit angesehen. Ich gab ihr oder besser ihm einen Namen. Meine Depression heißt Dieter (man sagt ja immer gebe der Angst einen Namen und ein Gesicht…) und Dieter war immer dann da, wenn ich genauer hinschauen sollte. Entschleunigen. Wenn etwas so nicht weiterging. Wenn ich begonnen hatte, mich wieder selbst zu verlieren, nicht auf mich zu achten. Immer dann kam Dieter unangemeldet zu Besuch.

Wusste ich vorher nicht was er ist und gleich gar nicht warum er da ist, höre ich nun hin, wenn er erscheint.

Der letzte Besuch von Dieter ist lang her. Meist bleibt er seit vielen Jahren nur noch auf ein Kaffekränzchen und ja, der Gedanke daraus nochmal eine ganz andere Geschichte zu machen ist immernoch da. Natürlich gemeinsam mit Dieter, denn ähnlich wie Boandl (oder auch der Sensenmann genannt) – findest du hier – ist er auch nur ein armer Kerl, der seinen Job erledigt. Und zwar immer dann, wenn du nicht gut auf dich acht gibst. Wenn du deinen Körper, dieses Wunderwerk schlecht behandelst.

Nun ist es so, dass ich einfach aus der Geschichte rausgewachsen bin.
Nicht, weil sie nicht mehr wahr ist – das wird sie immer bleiben.
Sondern weil ich mich weiterentwickelt habe.

Dadurch, dass es eine so persönliche Geschichte ist, trifft mich Kritik an diesem Buch noch immer sehr persönlich.

Das ist nicht wie bei einem Roman, bei dem man sich denkt: „Okay, gefällt halt nicht jedem.“
Hier geht es um meine Geschichte. Um mein Herz. Um mein innerstes Ich.

Wenn jemand sagt, das Buch sei „zu düster“ oder „da wird nur geheult“ – dann fühlt sich das nicht wie Feedback an, sondern wie eine Wunde, die wieder aufreißt. Ja, Lena heult oft und ich bin aus der heutigen Sicht froh, dass sie das konnte. Denn viel schlimmer zu fühlen ist nichts mehr zu fühlen. Und glaub mir wenn ich sage, ich weiß wovon ich spreche. Ungefähr eine Woche lang, hatte ich damals überhaupt keine Emotionen. Da habe ich zum ersten Mal verstanden, warum sich Menschen dann gegen das Leben entscheiden. Denn ich bin der festen Überzeugung, wir sind in diesem Körper auf dieser Welt um eben genau das zu können, um zu fühlen, um mit allen Sinnen wahrzunehmen.

Und obwohl ich als Autorin mit Kritik umgehen kann, merke ich:
Bei diesem Buch kann ich es nicht.
Weil ich es nicht nur geschrieben, sondern gelebt habe.

Warum es jetzt eine Limited Edition wird

Aktuell gibt es noch etwa 103 gedruckte Exemplare von „Der Duft von Marienkäfern“.
Und diese werden die letzten sein.

Ich werde das Buch nicht mehr nachdrucken.
Nicht, weil ich nicht mehr dazu stehe – sondern weil ich einen Schlussstrich unter dieses Kapitel meines Lebens ziehen möchte.

Das Buch bleibt, was es war:
Ein Geschenk für alle, die sich in dunklen Momenten gesehen fühlen wollen.
Ein ehrlicher Blick in eine Zeit, die mich geformt hat.
Aber es soll keine offene Tür mehr sein, durch die ich immer wieder zurückkehre.

Wenn du also noch ein Exemplar möchtest – für dich selbst oder für jemanden, der es vielleicht braucht – dann ist jetzt der richtige Moment.

Und was kommt danach?

Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich die Geschichte ganz verschwinden lassen möchte.
Und die ehrliche Antwort ist: Nein.

Ich glaube, sie möchte noch einmal erzählt werden.
Überarbeitet.
Fiktionalisiert.

Wie genau, das weiß ich noch nicht. Aber ich vertraue darauf, dass der richtige Moment kommt – und dann werde ich bereit sein.

Was ich dir mitgeben möchte

Wenn du selbst schreibst – oder wenn du kreative Arbeit machst – dann weißt du wahrscheinlich, wie viel von einem selbst in solchen Projekten steckt.
Und wie schwer es manchmal ist, loszulassen.

Aber genau das ist manchmal der nächste Schritt.
Nicht, weil etwas schlecht war. Sondern weil es einfach Zeit ist, weiterzugehen.

Ich hoffe, du verstehst meine Entscheidung. Und vielleicht inspiriert sie dich sogar, dir selbst zu erlauben, Dinge zu beenden, die dir früher Beitrag waren, aber dich heute vielleicht zurückhalten.

Heilung ist kein gerader Weg. Und manchmal gehört dazu, dass man sich von Dingen verabschiedet, die einem einst das Leben gerettet haben.

„Der Duft von Marienkäfern“ hat mir geholfen alles zu verarbeiten, zu reflektieren und der Depression eine Stimme zu geben.

Danke, dass du mich auf diesem Weg begleitest.
Und danke an alle, die dieses Buch gelesen, geliebt und weitergegeben haben.
Ihr seid ein Teil dieser Geschichte – für immer.

Alles Liebe,
Dany

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