Diana bekam in ihrer Weiterbildung die Aufgabe eine Geschichte über eine Erbse zu schreiben. Es dauerte keine fünf Minuten und schon hatte ein alter Bekannter an ihre Tür geklopft und sich nicht wieder abwimmeln lassen. Der Perfektionismus war wieder da. Ein oftmals lästiger Besucher, denn sie eigentlich nicht mehr treffen wollte und vor einiger Zeit gebeten hatte zu gehen. Doch nun war er wieder da und machte es sich auf der Couch gemütlich, legte seine Füße auf den Tisch und machte jede Idee, die sie hatte, klein. „Mit so einer lahmen Geschichte brauchst du nicht ankommen, schließlich bist du Autorin, da sollte dir schon etwas besseres einfallen.“
Einige Tage vergingen und Diana hatte die Nase voll. Erst bat sie den Perfektionismus höflich zu gehen. Doch als der nicht reagierte, ergriff sie seinen Arm und schmiss ihn schließlich mit aller Kraft hinaus. Sie konnte ihn noch hören, aber das war ihr egal.
Sie setzte sich an ihren Schreibtisch und begann zu schreiben, über eine kleine Erbse…
Eine kleine Erbse war schon lange reif, doch sie wollte noch nicht raus in die große weite Welt. Viel zu gemütlich war es in der Mutterschote. Schließlich brauchte sie einen extra Schubs, um doch noch das Licht der Welt zu erblicken. Es war kalt, roch komisch und alles war so hell. Aber die kleine Erbse konnte sich gleich an ihre Mamaschote kuscheln und so wusste sie, alles ist gut, denn den Geruch und die Geräusche kannte sie. So hatte sie keine Angst mehr und schlief ein.
Ein merkwürdiges Gefühl ließ sie erwachen. Die kleine Erbse kannte es nicht und begann schließlich bitterlich zu weinen. Es schmerzte sogar ein wenig. Dann fand sie einen Knubbel, an dem konnte sie saugen und eine wohlschmeckende Flüssigkeit kam heraus. Die kleine Erbse saugte so lang, bis das merkwürdige Gefühl schließlich vorüber war. Nun ging es ihr wieder gut und sie kuschelte sich wieder an ihre Mamaschote und schlief alsbald wieder ein.
Doch es dauerte nicht lang, da wurde sie wieder munter. Wieder ein Gefühl, dass sie nicht kannte. Sie wusste nicht was es war, aber es fühlte sich nicht gut an. Überhaupt nicht gut. Weil sich die kleine Erbse nicht anders zu helfen wusste, begann sie ganz fürchterlich zu weinen. Sie spürte eine Umarmung, etwas warmes und weiches und schon bald war das ungute Gefühl vorüber und die kleine Erbse konnte wieder schlafen.
Wieder wurde die kleine Erbse von einem unguten Gefühl geweckt. Alles war so laut und sie konnte ihre Augen gar nicht richtig öffnen, weil alles so hell war. Dabei war sie doch so müde und wollte nur schlafen. Doch die Geräusche hörten nicht auf und die Helligkeit machten sie fast wahnsinnig. Weil sie sich nicht anders zu helfen wusste, brüllte sie so laut sie konnte, um die anderen Geräusche zu übertönen. Ihr Plan schien aufzugehen, denn es wurde schlagartig ruhiger und angenehm dunkel, so konnte die kleine Erbse wieder schlafen.
Die Jahre zogen ins Land und aus der kleinen Erbse wurde eine Erbsenschote, die selbst viele kleine Erbsen in sich trug und sie behütete und beschützte, wie das Liebste in ihrem Leben. Sie wusste, irgendwann würde sie die kleinen Erbsen in die Welt entlassen müssen. Doch sie würde sich auch dann noch liebevoll um sie kümmern und ihnen helfen groß zu werden, so wie es ihre Mamaschote die ganze Zeit über getan hatte.
Ein Kommentar
Prima Dany 😊