Glasscherben

Glasscherben

7. September 2019

Glasscherben

Ich habe von Anfang an alles versucht richtig zu machen. Habe mich an die Spielregeln gehalten, sofern es welche gab. Ich habe Acht gegeben. Erst auf mich, dann auf dich und zum Schluss auf uns beide. Habe dich wohl behütet. Dafür hast du mich gewärmt. Von außen und innen. Trotz dieser Wärme habe ich mir nie die Finger verbrannt. Dafür hast du gesorgt. Mich umsorgt. Mit Wärme und Liebe.

Doch so sehr ich dich auch beschützen wollte. Immer respektvoll mit dir umgegangen bin. Trotzdem bist du meinen Fingern entglitten. Ein kleiner Moment der Unaufmerksamkeit. Und nun stehe ich vor einem Scherbenhaufen. Ich habe nicht genug aufgepasst. Habe nicht genug Acht gegeben. Dich vielleicht schon zu sehr als Selbstverständlich gesehen.

Wie ein Hebel der plötzlich in Bewegung gesetzt wurde füllen sich meine Augen mit Tränen. Sie treten über die Ufer und laufen unaufhaltsam meine Wangen herunter. Ich kann es nicht aufhalten. Ich will es nicht aufhalten. Denn da ist so viel. So viele angestaute Emotionen. So viele ich kann nicht mehr Gefühle. So viele ich versage ständig Gefühle.

Ich fühle mit jeder Glasscherbe. Als wäre jedes einzelne Stück ein Teil von mir. Und nun sind sie nicht mehr funktionsfähig. Sie sind nicht mehr eins. Es kann so schnell kaputt gehen. Nur ein falscher Handgriff. Eine falsche Entscheidung. Und schon stehen wir vor einem Scherbenhaufen. Wir können versuchen die einzelnen Stücke wieder zusammen zu fügen. Aber es wird immer etwas fehlen. Man wird sie sehen. Die Einkerbungen. Wie kleine Narben.

Also sammle ich die vielen Glasscherben auf. Stück für Stück. Als würde ich dir die letzte Ehre erweisen. Behutsam. Als könnte ich dir Schmerzen zufügen. Das ich mich an dir schneiden könnte ist mir egal, denn der Verlust schmerzt viel zu sehr. Mit jedem Stück danke ich dir. Für so viele schöne Stunden. Wärmende Momente.

Du fehlst mir, meine geliebte doppelwandige Teeflasche mit integriertem Teesieb.

Weitere Beiträge

Interview mit Nadine Teuber

Fragen an eine Thrillerautorin – Nadine, erzähl doch mal…

25 Sep 2020

Auch der lieben Nadine Teuber habe ich diverse Fragen gestellt. Die sie teilweise etwas ins straucheln gebracht haben. Erfahre, was einer Thrillerautorin Angst macht, auf welches Körperteil sie verzichten könnte

Wie Wolken im Meer (2)

Mein drittes Buch – Wie Wolken im Meer

09 Aug 2022

Juni, der Monat, in dem ich in ein sehr tiefes Loch gefallen bin, ist nun schon einige Wochen her. Noch immer zehre ich von der Kraft die daraus hervorging. Man